Lust for Life
Nationaltheater Mannheim Bürgerbühne
Das Phantasma von der Überalterung der Gesellschaft macht die Runde – und zieht sich durch alle Generationen. Kinder sollen frühestmöglich dem Ernst der Lage gewachsen sein, Kindheit findet nicht mehr statt. Dem endlich Erwachsenen bleibt der Abschied von der Kindheit verwehrt, er hat noch nicht genug gehabt – an Zuwendung an Verwöhnung, er muss das Verpasste nachholen und befindet sich in einer Art juvenilem Dauer-Übergangsstadium. Am Ende des Lebens schließlich findet auch dieses Ende nicht mehr statt. Was geschieht mit Menschen, wenn die Lust am Leben nicht vergehen möchte, das Alter abgeschafft wird? Die Verwirrung aller Altersschichten nimmt ihren Lauf. Die Gesellschaft kennt keine Großeltern und Enkel mehr, sie kennt nur noch Geschwister. Wo aber alle Menschen Brüder werden, wird der Intergenerationenkonflikt durch ein
kapitalistisches Spiel aus Neid und Konkurrenz auf vermeintlicher Augenhöhe in Spannung gesetzt. Die Lust- und Perspektivlosigkeit der Jungen, die Überforderung derjenigen „in den besten Jahren“, die Sinnerfülltheit der Studiosusreisenden Alten lösen Abgrenzungsmöglichkeiten auf und erlauben die Zurückweisung von Zumutungen, die zuvor dem Generationenvertrag implizit waren. Die Homogenisierung der Generationen führt zu einem alle Möglichkeiten offen lassenden Zustand der Zeitlosigkeit, die selbst den Tod ignorieren kann.
„….Entschuldigung, hab ich vergessen, gleich gibt es draußen die Eröffnung des Festes durch das Festkomitee, dann der Kinderchor der Musikschule „Hoppla wir leben“ dann der Formationstanz 60+, das Märchenspiel der Spielfrüchtchen mit den Tieren und dem Gemüse, danach Jazz am späten Mittag mit der Ein-Mann-Soundmachine Kai Kruschel, Eröffnung des Kuchenbasars, das FitnessQuiz, Silver Gaming Spiele für Jung und Alt mit Zaubertricks, Ernährungstipps und Chiquibum, „Sturzprophylaxe – was ist neu?“ und zum Abschluss der „Nacht der Genüsse“: Andacht mit Pfarrerin Altenhausen und Ausklang mit Tanz, Musik und Massage zum Thema Heimat. Und ich erwarte schon, dass Sie sich da einbringen. Und dann wünsch Ihnen noch viel Spaß und wenn Sie was brauchen, sagen Sie Bescheid….“
Termine
2013
Credits
Inszenierung Lajos Talamonti | Bühne und Kostüme Linda Johnke | Dramaturgie Steffi Bub / Nationaltheater Mannheim
Mit R.Ajnwojner, G.Becker, A.Böhm,M.Braune, L.-M.Breunig, L.M. Breunig, A.D›Ambro, L.Grau, N. Grimm, B. Gsell, M. Hertel, R. Keilhauer, B. Kirchner, A. Langbein-Bähr, E. Lemp, M. Paulus, A. Petri, C. Probst, M. Püttmann, S. Reinhardt, B. Reitmaier, R. Richter, M. Sardi, S. Schild, H. Schmitt, A. Schönhofen, B. Sievers, M. Vazansky, M. Zacher, S. Zelt, S. Zuckrigl; R.r Buchinger, W. Huth, S. Kirchmer, A. Lüll, H. Petri, L. Roth, H. Schäfer, H. Schilling, T. Schröter, H. Sievers, A. Würthwein, S. Zimmer
Am Ende des Lebens schließlich findet dieses Ende nicht mehr statt. Was geschieht mit Menschen, wenn die Lust am Leben nicht vergehen möchte, das Alter abgeschafft wird? Die Verwirrung aller Altersschichten nimmt ihren Lauf.
Presse
Thübinger Tagblatt
„…von Senioren startet Regisseur Lajos Talamonti seine theatralische Auseinandersetzung über die möglichen Folgen einer alternden Gesellschaft in Deutschland. 23 Bürger-Schauspieler von der elfjährigen Schülerin bis zum 72-jährigen pensionierten Orthopädie-Arzt stellen gekonnt und witzig den Alltag älterer Menschen dar, die in betreutes Wohnen oder Pflegeeinrichtungen abgeschoben sind. Dem folgt eine Auseinandersetzung mit dem Traum vom ewigen Leben und der Verschmelzung von Mensch und Maschine. Es bleibt die „Erkenntnis“, dass das Älterwerden der Gesellschaft Sprengstoff birgt und die auch durch Medikamente immer rüstigeren Alten nicht freiwillig sterben wollen und werden…“