Interrobang

Lajos Talamonti, von 2013 bis 2022 Mitentwickler und Performer bei Interrobang Performance

Zusammen mit Nina Tecklenburg und Till Müller-Klug bildete Lajos Talamonti von 2013-23 die Gruppe Interrobang Performance. In dieser Zeit entwickelten sie in 13 gemeinsamen Produktionen neue performative Formate zur Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen, Phänomenen und Fragestellungen. In installativ-immersiven Theaterräumen und partizipativen game-Settings konnte das Publikum neue szenische Kommunikationsmodelle erleben, tes­ten und reflektieren – analog, digital und hybrid. Das Spiel mit theatraler Gemeinschaft wurde so zum Spiel mit Gesellschaftsformen und Wertesystemen. Weitere Informationen zu diesen und anderen Produktionen finden sich auf der Webseite interrobang-performance.com.

Produktionen

Chat-Inferno
Premiere: HAU4 2022

Diee hybride Performance „Chat-Inferno“ erforscht die Kommunikationsform des Chats samt seiner emotionalisierenden und sozialen Sprengkraft. Inspiriert von Dantes „Inferno“ installiert die Künstler:innen-Gruppe Interrobang im HAU2 einen Raum, durch den sich das Publikum mit Tablets und Kopfhörern bewegt und miteinander chattet. Ein parallel zugeschaltetes Online-Publikum kann sich ebenfalls per Chat beteiligen. Gemeinsam steigen die Teilnehmenden hinab in die Höllenkreise unserer Zeit: die Vorhölle der Gleichgültigen, die Grube der Gier, das Flammenmeer der Täuschungen oder den Sumpf der zornigen Seelen.

Deep Godot 
Premiere: Sophiensaele 2021

Das Publikum begibt sich in eine DEEP-GODOT-Einzelkabine mit KI-gesteuertem Farblicht. Über Mikrofon und Kopfhörer kommunizieren sie mit DEEP GODOT, verhandeln persönliche, medizinische und philosophische Themen und spielen unterschiedliche Szenarien durch.

Familiodrom 
Premiere: Sophiensaele 2020

In FAMILIODROM bringt Interrobang gemeinsam mit dem Online-Publikum ein Kind zur Welt. Sofort steckt das frisch gebackene Elternkollektiv im ideologischen Sumpf aus Stoffwindeln, Fertigbrei, Schlaftraining, Scham und Schuld. Geht unser Kind in die multikulturelle Großkita oder in den weißen Waldorfkindergarten mit individueller Talentförderung? Darf unser Kind selbst entscheiden, wann es Zähne putzen möchte? Im moralischen Kleinkrieg um den Schnuller geht es ums Ganze: Welches Menschenbild steckt hinter unserer Idee von Erziehung?

Soulmachine-das selbstlernende Robotaxi 
Premiere: Wunder der Prärie Festival Zeitraumexit Mannheim 2019

Vollautonomes Fahren ist technisch noch nicht realisiert, doch SOULMACHINE katapultiert das Publikum schon heute mitten hinein in die Zukunft. Die Fahrgäste kommunizieren mit einer Künstlichen Intelligenz und verhandeln dabei die Steuerung des Fahrzeugs. Mit Fragen und Antworten, Erzählstrecken und Entscheidungsfindungen moderiert die Maschine die soziale Interaktion der Mitfahrenden und entwickelt daraus das Fahrerlebnis.

Total Therapy
Premiere: Sophiensaele, Residenz Schauspiel Leipzig 2019

„Total Therapy“ ist eine performative Gratwanderung zwischen Therapie und Theater, in der die Wechselwirkungen zwischen Privatem und Politischem erfahrbar werden. Interrobang erkunden, wie der Imperativ zur therapeutischen Selbstoptimierung mit veränderten spätkapitalistischen Produktions- und Lebensweisen zusammenhängt. Dabei erscheint das Therapeutische selbst als eine politische Machtstruktur.

Brot und Spiele
Premiere: Sophiensaele 2018

Willkommen in der Arena, die Spielwütigen grüßen Dich! Von Dating-Apps über Bonusprogramme bis zur privaten Webcam-Grenzkontrolle mit Highscore-Vergleich – die Gamifizierung als neoliberale Regierungstechnik erfasst immer weitere Lebensbereiche. Spielst Du noch oder kämpfst Du schon? Machen diese Spiele noch Spaß oder sind sie längst blutiger Ernst geworden? Interrobang spielen ein Spiel mit dem Spielen, in dem das Publikum per Daumen über Gewinn und Verlust urteilt und dabei um seine eigene Entscheidungshoheit kämpft.

Emocracy – Ein neuer Gesellschaftsvertrag
Sophiensaele, Goethe-Institut und AA (Länder der östlichen Partnerschaft)/ Kooperation mit Theater DOC Moskau, Centrum Text Kiew, Nationaltheater Kiew 2017

In Emocracy kann das Publikum seine Gefühle, Wünsche und Überzeugungen direkt in das Spielgeschehen einspeisen. Zwei Performer entwerfen ein Panorama von Lebensmöglichkeiten und prekären Alltagsszenen. Das Publikum kann in Echtzeit darauf reagieren und mit Abstimmungen und Aktionen die Erzählungen lenken und bewerten: Was spricht mich an, was regt mich auf, was stößt mich ab, was nimmt mich mit? Im Zusammenspiel aller Anwesenden entsteht jeden Abend eine neue gefühlspolitische Mikrogesellschaft. Wut, Witz und Liebe zählen mindestens genauso viel wie ein gutes Argument. Emocracy ist ein Teil des Projektes „Ein neuer Gesellschaftsvertrag – Theaterperfomances in Deutschland, Russland und der Emocracy ist ein Teil des Projektes „Ein neuer Gesellschaftsvertrag – Theaterperfomances in Deutschland, Russland und der
Ukraine“, für das es mit Centrum Text (Ukraine), und teatr.doc (Russland) kooperiert. In den drei Ländern entwickelt jede Gruppe ein Stück, das die Frage nach dem Gesellschaftsvertrag in der jeweiligen Gesellschaft stellt und gemeinsam mit den Zuschauern nach Antworten sucht.

Prozess 2.0, Ein Schuldlabyrinth nach Kafka
Residenz Schauspiel Leipzig, Sophiensaele 2016

Im Rückblick auf verblüffend gegenwartsrelevante Motive in Kafkas Klassiker kehren Interrobang in Der Prozess 2.0 das innere Gericht des selbstverantwortlichen Menschen nach außen und unterziehen es einem öffentlichen Prozess. Dafür errichten Interrobang ein undurchschaubares Labyrinth aus Verdächtigungen, geheimen Aufträgen, obskuren Verfahrensweisen und neuartigen Delikten: ein installatives Theaterlabyrinth, durch das sich die ZuschauerInnen — jede/r in der „Rolle“ des Josef K. — hindurchnavigieren.

To like or not to like
Residenz Schauspiel Leipzig, Sophiensaele 2015

In To Like or Not To Like wird Big Data zu einem partizipativen Theaterspiel. Im Laufe der Aufführung entsteht mithilfe eines selbst geschriebenen Computerprogramms eine Datensammlung, die jeden Abend neu ist: eine Little Big Data. Was kann Little Big Data über uns erzählen? Wie viel digitales Ich steckt in meinem gefühlten Ich? Was tun angesichts des digitalen Kontrollverlustes? Neugier, Voyeurismus und Narzissmus einer digitalen Selbstinszenierungsgesellschaft werden ebenso auf den Prüfstand gestellt wie ein Leben im 21. Jahrhundert, in dem man gerade erst anfängt, die Risiken und Möglichkeiten der Digitalisierung wahrzunehmen und damit umzugehen.

Operettokratie
Premiere: Komische Oper Berlin 2015

Die Operette ist ein umstrittenes Genre zwischen U- und E-Kultur, zwischen “höherem Blödsinn” und Satire. Karl Kraus liebte sie, Adorno hasste sie. Interrobang führen diesen Streit fort und überprüfen ein verloren gegangenes Genre auf seine Zukunftstauglichkeit. Ist die Zeit gekommen für eine neue Operettenära? Brauchen wir einen posttrivialen Operettismus? Oder gar eine posttraumatische Operettung? Die ZuschauerInnen werden es beweisen, denn sie entscheiden per Live-Abstimmung über die Zukunft dieses gehassliebten Genres. Performance meets Operette. Garantiert mit Gesangseinlage.

Building Utopia
Theater an der Parkaue – Ein Politikspiel von und mit Jugendlichen 2015

Building Utopia ist als Teil des Vorhabens „HOME. Ein Projekt zur demokratischen Bildung“ in Kooperation mit dem Goethe-Institut Budapest, der Krétakör Stiftung, dem THEATER AN DER PARKAUE und der Gruppe Interrobang entstanden. Innerhalb eines Jahres setzten sich Jugendliche aus Budapest, Miskolc und Berlin über unterschiedliche Mittel wie Fotografie, Kunstaktivismus und Theater mit dem Thema Demokratie und Partizipation auseinander.

Preenacting Europe
Premiere: Sophiensaele 2014

Wie sieht die Zukunft Europas aus? Wie reagieren wir auf steigende Jugendarbeitslosigkeit, Staatsverschuldung, Fremdenängste und Euroskepsis? In Preenacting Europe entscheidet das Publikum per Live-Abstimmung die politische Richtung. Welches Zukunftsprogramm gewinnt und wird umgesetzt? Der „Euro-Swarm 3.0“, die schwarmintelligente Basisdemokratie? Oder „The Lottocratic Republic of Europe“, in der politische Ämter verlost werden? Oder etwas ganz anderes, das erst am Abend der Aufführung entsteht? In dieser Performance mit offenem Ausgang wird Verantwortung auf die Zuschauer übertragen und damit auch die Frage nach der Zukunft von Demokratie gestellt: Wo endet Wahlfreiheit und wo beginnt die gelenkte Demokratie?

Thaetrokratie
Premiere: Sophiensaele 2014

Drei Performer. Drei Positionen. Drei Farben. In der ThAEtrokratie wählen die Zuschauer, welcher Performer, welche Position, welche Farbe sich für die Zukunft des Theaters durchsetzt. Ein schonungsloses Theaterauswahlmenü, dessen Konsequenz jeden Abend anders ausfällt und das dabei fragt: Wie demokratisch ist die Zukunft? Unter welchen Bedingungen treffe ich Wahlentscheidungen?

Callcenter Übermorgen
Premiere: Sophiensaele 2013

Im Callcenter Übermorgen sitzen die Teilnehmer in separaten Kabinen, das Telefon klingelt und es beginnt eine Achterbahnfahrt durch Sprachmenüs und Entscheidungslabyrinthe. Wer oder was sagt mir, was ich wählen soll? Wer zieht die Fäden? Erlebt meine Nachbarin den besseren Trip? Ein Abend über Selbst- und Fremdverantwortung, Wahlfreiheit und gelenkte Menü-Demokratie. Eine suggestive Telefonreise in die hypertextuelle Matrix der Möglichkeiten, vorbei an den schwindelerregenden Höhen, unheimlichen Schräglagen und depressiven Tiefen eines unter Optimierungsdruck geratenen Lebens im 21. Jahrhundert.

 

Termine

2013 bis 2022

Chat Inferno

Deep Godot

Soulmachine – Das selbstlernende Robotaxi

Familiodrom

Total Therapy

Brot und Spiele

Emocracy

Prozess 2.0-Ein Schuldlabyrinth nach Kafka

To like or not to like

Building Utopia

Operettokratie

Preenacting Europe

Thaetrokratie

Callcenter Übermorgen

Trailer

Prozess 2.0, Ein Schuldlabyrinth nach Kafka
Residenz Schauspiel Leipzig, Sophiensaele 2016

03:45 min.

Bilder