Instant Integration – Anruf genügt

Badisches Staatstheater Karlsruhe

„Hallo und willkommen bei Instant Integration. Ich werde dir gleich eine Reihe Fragen stellen. Du kannst meine Fragen durch Tasteneingabe auf deinem Telefon beantworten.
Alles, was du diesem Telefon heute anvertraust, wird vertraulich behandelt. Deine Eingaben sind für niemand anderen bestimmt, als nur für dich. Du kannst also ganz ehrlich mit dir sein. Du wirst nach jeder Frage aufgefordert, dich für eine der dir angebotenen Möglichkeiten zu entscheiden. Manchmal hast du 2, manchmal 3, oder sogar mehr Optionen. Solltest du in der vorgegebenen Zeit keine Eingabe machen wollen oder können, kommt einfach die nächste Frage. Aber du kannst nicht anhalten und: du kannst nicht zurück.

Noch etwas: Lege den Hörer NIE auf, es sei denn, Du wirst dazu aufgefordert. Lege den Hörer nur neben dich auf den Tisch.

Gemeinhin wird unter Integration verstanden, wenn eine kleinere Gruppe Menschen von einer größeren Gruppe aufgenommen wird. Daraus ergeben sich einige schwerwiegende Folgen…..“

Termine

2017

Credits

Konzept, Regie und Performance: Lajos Talamonti, Ausstattung: Dominik von Stillfried, Programmierung: Florian Fischer, Dramaturgie: Steffi Bub, Mitarbeit: Sarah Stuhrenberg

 

Gefördert von

Badisches Staatstheater Karlsruhe

Gemeinhin wird unter Integration verstanden, wenn eine kleinere Gruppe Menschen von einer größeren Gruppe aufgenommen wird. Daraus ergeben sich einige schwerwiegende Folgen…

Presse

Begegnung mit anderen und mit sich selbst
Nina Setzler, 16. Dezember 2017, Badische Neueste Nachrichten

„Instant Integration“ am Staatstheater Karlsruhe ist weniger eine Aufführung als ein Spiel für die Besucher „Entsprechend dem Untertitel „Anruf genügt“ sitzt jeder Gast an einem Tischchen mit Telefon und gefüllten Briefumschlägen. Lajos Talamonti schreitet als galanter Gastgeber im Glitzersakko durch das Studio, in dessen Zentrum hinter Lametta-Gardinen eine quaderförmige Tanzfläche samt Bar aufgebaut ist (Bühne: Dominik Stillfried). Dann klingelt das Telefon, mittels Nummerneingabe navigiert man sich durch einen komplexen Fragenkatalog (Programmierung: Florian Fischer), der anhand der Antworten anonyme Profile der 30 Teilnehmer erstellt und diese dann untereinander zuteilt. „Du kommst in eine neue, dir unbekannte Stadt. Was tust du?“, fragt der Telefonhörer. „Du machst einen Plan und gehst los (1), du lässt dich treiben (2), du fragst jemanden, ob er dich herumführen kann (3).“ Ich tippe die 2 und bekomme weitere Fragen, etwa nach Gründen für nächtliches Aufwachen oder Beleidigtsein oder auch, ob ich finde, dass Integration keine Kleinigkeit ist. Am Ende des Tests erhalte ich die Punktesumme von 31, auf dieser Grundlage verbindet sich mein Telefon mit einer anderen Person im Raum. Wir sollen mit geschlossenen Augen über die Aussicht auf einem erhöht liegenden Ort sprechen. Erst höre ich nichts, dann ein Piepsen, dann bin ich plötzlich mitten in den Ausführungen einer reifen Frauenstimme über Baumreihen am Horizont, Vögel im Wind und einen Felsen mit einer ruhenden Person. Ich grüble, welchen Ausblick ich wohl beschreiben könnte, doch dazu kommt es nicht, plötzlich wird die Verbindung unterbrochen. Der Fragencomputer will jetzt wissen, ob ein Mensch, der seinen Geburtsort verlassen muss, einen Teil seiner Identität verliert. Ist Identität nur ein Konstrukt? Dann die Aufforderung: Man solle sich nun auf die Tanzfläche begeben und seinen Gesprächspartner von vorhin finden.

Die 90 Minuten bieten viel Diskussionsstoff. Man lernt Menschen mit ähnlichen oder völlig entgegengesetzten Meinungen kennen, hört ihre Geschichten – und man erfährt durch das Abwägen und Entscheiden auch einiges über sich selbst, denn nicht jede Frage ist spontan klar zu beantworten. Hoffentlich finden viele Menschen einen Weg zu dieser Veranstaltung.

Trailer

Bilder